An dieser Stelle stellen wir in wechselnden Berichten Tier- und Pflanzenarten der Arktis vor.
Artenarme Vegetation
Arktisches Klima, also nur drei Monate währende Sommer mit verhältnismäßig niedrigen Temperaturen und lange Winter mit extremer Kälte und scharfen Winden, dazu ziemliche Trockenheit und Permafrost wirkten sich negativ auf die Entwicklung des Bodens aus. Mineralböden entstanden fast nur an wasserdurchlässigen Abhängen, sogenannte arktische Braunerden mit geringer Humusschicht. Auf den Ebenen hat sich dagegen überwiegend flachgründiger Tundraboden über gefrorenem Untergrund gebildet, auf dem sich im Sommer die Nässe staut und zur Ausbildung von Morast beiträgt. Auch tritt auf weiten Flächen felsiger Untergrund hervor oder bleibt ewiges Eis bestehen.

"Zwerg-Weidenröschen"
[vgl. Im Land der Inuit S. 225]
Unter solchen Bedingungen konnte sich nur verhältnismäßig artenarme Vegetation entwickeln. Die Region westlich der Hudson Bay wird deshalb als Barren Grounds oder Barrenlands, als unfruchtbares Ödland bezeichnet. Die extreme Kälte verlangsamt Wachstum und Verwesung; bestimmte arktische Flechten vergrößern ihren Durchmesser pro Jahrhundert nur um etwa einen halben Zentimeter, und auch die zur Verwesung notwendigen Bakterien sind in der trockenen Kälte nur sehr eingeschränkt aktiv. Die Vegetationsdichte und -vielfalt nimmt von Süden nach Norden ab. Sind auf dem südlichen Festland noch bunt blühende Pflanzengesellschaften, vor allem aus Gräsern, Schmetterlingsblütlern, Steinbrecharten, zwergwüchsigen Weiden und Heidekräutern, zu finden, so gibt es auf Baffin Island und den übrigen nördlichen Inseln nur wenige für höheren Pflanzenwuchs günstige Standorte; Flechten und Moose überwiegen. An südwärts ausgerichteten Hanglagen mit Mineralböden und zeitiger Schneeschmelze wachsen u. a. Löwenzahn, verschiedene Steinbrecharten wie der Purpur-Steinbrech („Blume von Nunavut“), sowie Tragant, Berufskraut, Silberwurz („Blume der Nordwest-Territorien“) und Arktischer Mohn.
Quelle: „Im Land der Inuit“ S. 306 – 307
Fauna in Tundren und eisigen Meeren
Für die in den Tundragebieten beheimateten Menschen spielte die Tierwelt eine entscheidende Rolle für das Überleben. Land- und Meerestiere lieferten Nahrung, Kleidung und Ausrüstungsmaterialien. Von Ausrottung durch die Ureinwohner der Arktis war dennoch keine Tierart bedroht; eine solche Bedrohung entstand erst als Folge des Vordringens von Qallunaat, also der „Weißen aus dem Süden“. Allerdings ist das ein ziemlich komplexes Thema, das nicht selten ideologischen, die Tatsachen verfälschenden Argumenten ausgesetzt ist und sich daher leider einer sachlichen Diskussion häufig entzieht.
Von besonderer Bedeutung waren für die Inuit seit jeher Karibus und auch Moschusochsen; teilweise gilt das noch heute.
!["Karibumutter mit Jungem" [vgl. Der Polarbär kam spät abends S. 120] "Karibumutter mit Jungem" [vgl. Der Polarbär kam spät abends S. 120]](uploads/pics/cariboumotherkid_02.jpg)
"Karibumutter mit Jungem" [vgl. Der Polarbär kam spät abends S. 120]
Im Norden Kanadas ist die Gesamtzahl der Karibus im Laufe des 20. Jahrhunderts infolge starken Bejagens, vermehrten Auftretens von Wölfen und zunehmender Waldbrände, nicht zuletzt aber auch infolge vermehrter wirtschaftlicher und technischer Aktivitäten enorm zurückgegangen. Schätzte man die Zahl in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts noch auf über zwei Millionen, so lag sie 40 Jahre später nur noch wenig über einer halben Million.
Ähnliches gilt für die Moschusochsen: Wegen übertriebenen Bejagens - auch durch Inuit - waren die Tiere fast ausgestorben, weshalb 1917 ein Jagdverbot unumgänglich wurde, das erst 1969 wieder vorsichtig gelockert werden konnte; man schätzt den heutigen Bestand auf etwa 15 000 Tiere.
Neben Karibus und Moschusochsen leben in der Tundra Polarbären, arktische Wölfe, Vielfraße, Polarfüchse, Schneehasen, Lemminge und verschiedene Hörnchenarten. Erstaunlicherweise wurde keines dieser Tiere als territoriales Symbol ausgesucht; die gesetzgebende Versammlung wählte vielmehr als „Tier von Nunavut“ den kanadischen Inuit-Hund (Canadian Inuit Dog oder Husky).
Hinzu kommen riesige Vogelscharen, darunter die selteneren Ger- und Wanderfalken; in den Sommermonaten dürften etwa 80 Vogelarten in der Arktis nisten, vor allem im Mackenzie-Delta und auf Bylot Island.
Fische treten in nur wenigen Arten auf - vor allem Wandersaiblinge und Seeforellen. Es herrscht jedoch großer Fischreichtum sowohl in den Seen und Flüssen als auch in den Küstenregionen, wo überdies viele Meeressäuger - Wal- und Robbenarten - anzutreffen sind.
Quelle: „Im Land der Inuit“ S. 307 – 308