Die wirtschaftliche
Grundlage der Inuit hat sich gegenüber früheren
Zeiten wesentlich verbreitert. Die stetig wachsenden
Inuit-Gemeinden haben in den vergangenen Jahrzehnten
viele Arbeitsplätze geschaffen – im kommunalen
Dienstleistungsangebot wie in der Verwaltung, aber auch
durch die damit verbundene gesamtwirtschaftliche Erschließung
des Nordens. Die arktischen Klimabedingungen und auch
großen Entfernungen lassen jedoch wertschöpfende
Aktivitäten nur in beschränktem Maße
zu, weshalb der Arbeitsmarkt limitiert ist. Eine stetige
Verbesserung von Aus- und Fortbildung und die Suche
nach einer Ausweitung wirtschaftlicher Betätigung
mit gleichzeitiger Schaffung sinnvoller Arbeitsmöglichkeiten
für die wachsende Inuit-Bevölkerung ist deshalb
eine zentrale Aufgabe der politischen Führung.
Nach wie vor versorgen sich die meisten Inuit teilweise
durch Jagen und Fischen mit Nahrungsmitteln. Hierdurch
erhalten sie nicht nur ein nennenswertes Aufstocken
des Lebensunterhalts; Jagen und Fischen sind auch wie
das Fallenstellen weiterhin ein unverzichtbarer Bestandteil
der Inuit-Kultur.
Nicht nur in Kanada, sondern auch international ist
die Nachfrage nach Produkten wieKunst und Kunsthandwerk
der Inuit (Steinskulpturen, Drucke und Textilarbeiten)
groß. Der Vertrieb erfolgt in erster Linie durch
Inuit-Kooperativen, und der Erlös stellt nicht
nur für die Inuit-Künstler selbst, sondern
auch für viele Gemeinden eine wichtige Einkommensquelle
dar.
Traditionell kannten die kanadischen Inuit keine politischen
Strukturen, sieht man von Führungsstrukturen in
den Camps ab (Camp-Leader). Bei nationalen kanadischen
Wahlen besaßen sie bis 1962 noch kein Wahlrecht.
Seit einigen Jahrzehnten sind die Inuit jedoch bestrebt,
ihre Interessen selbst wahrzunehmen, und sie entwickeln
größere politische Aktivitäten. Inzwischen
werden die Siedlungen von gewählten Ratsgremien
wie die anderen kanadischen Kommunen verwaltet.
Im neuen, seit 1. April 1999 etablierten, weitgehend
selbstverwalteten Territorium Nunavut besteht die Bevölkerung
zu 85% aus Inuit. Dementsprechend bilden sie im Territorial-Parlament
und in der Territorial-Regierung die Mehrheit. Auch
im kanadischen Parlament in Ottawa sind die Inuit vertreten.
Eine bedeutende politische Organisation stellt der „Inuit
Tapirisat of Canada" dar, dessen Ziel es ist, die
Interessen der Inuit in den für sie wichtigen wirtschaftlichen,
umweltrelevanten und politischen Fragen auch außerparlamentarisch
zu vertreten. Mit den Inuit Grönlands, Alaskas
und Rußlands haben sich die kanadischen Inuit
zu einer "Inuit Circumpolar Conference" zusammengeschlossen,
einem internationalen Forum, das sich mit Fragen befaßt,
welche die gesamte Arktis „rund um den Nordpol“
betreffen.
Die fortschreitende
Erschließung des kanadischen Nordens und seiner
Bodenschätze führte zu Konflikten über
Landbesitz und Eigentumsrechte. Zwar gehören Grund
und Boden, die keinen Privateigentümer haben, dem
kanadischen Staat. Die Inuit haben jedoch seit langem
Besitzansprüche auf große Gebiete erhoben,
die sie seit Jahrhunderten besiedeln. 1984 wurde schließlich
eine Vereinbarung über Landansprüche von 2.500
Inuvialuit (Inuit in der westlichen Arktis) geschlossen,
wonach ihnen 91.000 Quadratkilometer Land übereignet
wurden. Ferner wurde den Inuvialuit ein finanzieller
Verlustausgleich, Mittel für die Verbesserung ihrer
Sozialstruktur, an der Tradition ausgerichtete Jagdrechte
sowie mehr Einflußnahme auf den Umgang mit der
Tierwelt und auf den Natur- und Umweltschutz zugestanden.
1993 traf die kanadische Regierung mit der Tungavik
Federation of Nunavut ein Abkommen mit dem Ziel, den
Inuit 350.000 Quadratkilometer Land zu übertragen
sowie finanziellen Verlustausgleich, Anteil an den Einnahmen,
die durch die Erschließung der Bodenschätze
erzielt werden, Jagdrechte und ein größeres
Mitspracherecht beim Umgang mit Land und Umwelt zu gewähren.
Auch für die übrigen Inuit im arktischen Teil
der Provinz Québec und in Labrador wurden entsprechende
Regelungen bereits getroffen oder werden derzeit verhandelt.
Siedlungen
in Nunavut
Nördliche
Breitengrade
www.arctictravel.com/chapters/incultpage.html
(„Nunavut Handbook”, published by Nortext
Multimedia Inc., Iqaluit)